Fremdwährungskredite als Alternative zu klassischen Darlehen
Kredite können nicht nur in der einheimischen Währung Euro, sondern auch in der Landeswährung eines anderen Staates aufgenommen werden. In welchen Fällen ist die Kreditaufnahme in einer anderen Währung interessant? Ist sie in jedem Fall möglich?
Fremdwährungsdarlehen stammen nicht immer von ausländischen Banken
Verbraucher nehmen häufig an, dass Fremdwährungskredite in jedem Fall von einem im Ausland ansässigen Geldinstitut stammen. Das ist bei vielen in einer anderen Währung als dem Euro abgewickelten Krediten tatsächlich der Fall, aber nicht zwingend. Einige deutsche Geldinstitute bieten ihren Kunden ebenso an, bei einem Kredit Fremdwährungen für die Abrechnung zu wählen. Das gilt sowohl für die Immobilienfinanzierung als auch für Konsumentenkredite. Richtig ist hingegen, dass nur wenige inländische Banken spezielle Kredite in einer anderen Währung als dem Euro anbieten. Der Grund besteht bei Verbraucherkrediten in der geringen Nachfrage nach Fremdwährungsdarlehen. Auf der anderen Seite wickeln auch ausländische Banken einen Teil ihrer Kreditangebote in der Währung Euro ab. Das bekannteste Beispiel ist der schufafreie Kredit aus der Schweiz oder aus Liechtenstein, bei dem die Abwicklung bei fast allen Banken nicht in Schweizer Franken, sondern in Euro erfolgt. Der Sitz der Bank ist somit für die bei der Kreditvergabe verwendete Währung nicht zwingend ausschlaggebend. In Deutschland ansässige Kreditnehmer nehmen dennoch den überwiegenden Teil ihrer in einer Fremdwährung abgewickelten Kredite bei einer ausländischen Bank auf.
Fremdwährungsdarlehen für Immobilien sind beliebt
Das häufigste Einsatzgebiet eines Fremdwährungskredites stellt die Immobilienfinanzierung dar. Diese ist mit hohen Kreditbeträgen verbunden, sodass sich das unterschiedliche Zinsniveau auswirkt. Bei einem Kredit Fremdwährung fällt der Zinssatz in der Regel deutlich niedriger als in Deutschland aus. Besonders Schweizer Geldinstitute bieten die Immobilienfinanzierung in CHF zu ausgesprochen niedrigen Zinssätzen an. Selbstverständlich sind Fremdwährungsdarlehen auch in anderen Währungen wie dem US-Dollar oder dem Australischen Dollar erhältlich. Bei einem Zinsvergleich zwischen den ausländischen und den inländischen Angeboten achten angehende Kreditnehmer auch auf die Zinsbindungsfrist. Nicht selten ist eine im Ausland aufgenommene Immobilienfinanzierung aufgrund des variablen Zinses mit keiner Zinssicherheit verbunden. Der Kreditnehmer kann sie in diesem Fall zwar bei jeder Zinsanpassung kündigen, ist dann aber auf eine neue Finanzierung angewiesen.
Fremdwährungsdarlehen enthalten ein spekulatives Element
Weder der Kreditnehmer noch die Bank kann die Entwicklung des Währungskurses der gewählten Kreditwährung zum Euro sicher vorhersagen. Aus diesem Grund sind Fremdwährungskredite zwangsläufig mit einem spekulativen Element verbunden. Wenn der Kurs der gewählten Währung gegenüber dem Euro ansteigt, verteuert sich der aufgenommene Kredit. Andererseits sinken die Gesamtkosten der Finanzierung, sobald sich der Wechselkurs zugunsten der europäischen Gemeinschaftswährung verändert. Die Wahl einer Fremdwährung mit einer begrenzten Schwankungsbreite bietet keine absolute Sicherheit gegen starke Wechselkursschwankungen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass die zuständige Notenbank den Währungskurs während der Kreditlaufzeit freigibt, was 2015 beim Schweizer Franken tatsächlich der Fall war. Letztendlich lässt sich erst am Ende der Kreditvertragslaufzeit sicher bewerten, ob der Fremdwährungskredit tatsächlich günstiger als ein Euro-Darlehen gewesen ist.
Der niedrige inländische Zinssatz und die Fremdwährungsdarlehen
Die Nachfrage nach Fremdwährungskrediten hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Aufgrund des niedrigen inländischen Zinsniveaus sind weniger Bauherrn und Immobilienkäufer das Risiko eingegangen, die Finanzierungskosten bei der Kreditaufnahme nicht sicher kalkulieren zu können. Aufgrund der ungewissen Kursentwicklung sind Fremdwährungskredite im Rahmen der Baufinanzierung nur interessant, wenn die Bank einen gegenüber der Euro-Finanzierung deutlich niedrigeren Zinssatz anbietet. Das war aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank 2015 kaum der Fall, zumal die Zinsen in der Schweiz deutlich geringer als im EU-Raum gesunken waren. Mit nennenswerten Zinssteigerungen innerhalb des Euroraumes rechnen Experten frühestens Mitte 2016. Dann wird der Fremdwährungskredit für die Baufinanzierung wieder interessant. Bei Verbraucherdarlehen stellt er ohnehin ein Nischenprodukt dar, woran sich in absehbarer Zeit nichts ändern wird. Eine gewisse Risikobereitschaft ist für die Aufnahme von Krediten in Fremdwährungen unabdingbar. Die meisten deutschen Kreditnehmer schätzen hingegen die Sicherheit exakt kalkulierbarer Finanzierungskosten.